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(c) Wiebke Schoon

Dr. Wiebke Schoon

Postdoc Plus-Stipendiatin

Dr. Wiebke Schoon (geb. 1990 in Bremen) studierte Psychologie in Magdeburg und Braunschweig bevor sie Ende 2017 nach Hamburg zog. Ihre Masterarbeit „Warum fliehen Patienten? Eine qualitative Untersuchung komplexer Rahmenbedingungen und individueller Beweggründe für Entweichungen aus dem Maßregelvollzug“ wurde im selben Jahr mit dem Ludwig-Meyer-Preis für Forensische Psychiatrie ausgezeichnet.

Seit 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Ihre Promotion mit dem Titel „Zum Zusammenhang der individuellen Bewältigung von Erfahrungen sexualisierter Gewalt und aussagepsychologischer Glaubhaftigkeitsbegutachtung: Eine Studie über das Erleben“, schloss sie im Frühjahr 2024 mit magna cum laude ab.

Das Postdoc Vorhaben von Dr. Schoon zielt darauf ab, das Vorkommen sexualisierter Belästigung im universitären Kontext zu untersuchen, wobei das Erleben und die Auswirkungen für Betroffene sowie der institutionelle Umgang an deutschen Hochschulen im Vordergrund stehen sollen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Themenfeld erfordert ein hohes Maß an Sensibilität sowie eine differenzierte Auseinandersetzung mit tabuisierten Inhalten bei gleichzeitigem Bewusstsein dafür, wann Abgrenzung notwendig ist. Dieser Herausforderung nähert sich Dr. Schoon mit ihrer fundierten Expertise in qualitativer und quantitativer Forschung sowie einer langjährigen Erfahrung in der Erforschung von Aufarbeitungsprozessen sexualisierter Gewalt.

Dr. Schoon ist Teil interdisziplinärer und internationaler Forschungsteams und unterrichtet Medizinstudierende sowie angehende Hebammen. Ihre Forschungsergebnisse teilt sie leidenschaftlich auf internationalen Konferenzen und in Wissenschaftspodcasts wie z.B. „I am Scientist“ (Folge „Let’s talk about Sex(ualforschung)“).

Neben ihrer akademischen Tätigkeit spielt Dr. Schoon Geige im Haydn-Orchester Hamburg, welches regelmäßig Konzerte in der Laeiszhalle gibt und bereits im großen Saal der Elbphilharmonie auftreten durfte.

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(c) Arvid Mentz

Dr. Sarah Casura

Postdoc Plus-Alumna

Dr. Sarah Casura ist Astrophysikerin und erforscht die Struktur von Galaxien. Nach einer sehr international geprägten Kindheit absolvierte sie ihren Bachelor- und Masterabschluss in Astrophysik an der University of Hertfordshire (England) und University of Glasgow (Schottland). Für beide Abschlüsse erhielt sie als Jahrgangsbeste eine Auszeichnung. Danach zog die Schweizerin für ihre Promotion nach Hamburg, welche sie im Juni 2022 mit "magna cum laude" (1.0) erfolgreich beendete. In ihrer Zeit als Doktorandin an der Hamburger Sternwarte spezialisierte sie sich auf die Analyse von optischen Bilddaten von Galaxien. Mit Modellen und statistischen Methoden untersucht sie Struktur, Aufbau und Zusammensetzung einer großen Anzahl von Galaxien, um damit letztendlich Rückschlüsse auf die Entwicklung des Universums ziehen zu können. Die Ergebnisse publizierte sie bereits in diversen Fachartikeln und präsentiert sie regelmäßig auf internationalen Konferenzen. Neben ihrer akademischen Tätigkeit ist sie in der Lehre aktiv und vielseitig engagiert, z.B. in der Wissenschaftskommunikation, Nachwuchsförderung und Nachwuchsforschendenvertretung. Sarah Casura hat zwei kleine Kinder und ist überzeugt, dass es möglich ist, sowohl eine gute Mutter zu sein als auch Spitzenforschung zu betreiben.

 

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Dr. Samuel Penderbayne

Postdoc Plus-Alumnus

Samuel Penderbayne ist ein australischer Komponist, der seit 2012 in Deutschland lebt und arbeitet. Er studierte Komposition bei Prof. Moritz Eggert an der Hochschule für Musik und Theater, München. 

2018 promovierte er an der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg mit 1,0 summa cum laude zum Thema: Richtlinien für Genre-übergreifende Komposition - Die Verbindung moderner Musik-Genres mit der klassischen Kompositionstradition. Seit 2018 lehrt er an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg im Bereich der künstlerischen Forschung. Ab 2022 nimmt er am DFG-Forschungsprojekt Artistic Music Research: Potentiale und Perspektiven für die künstlerische und wissenschaftliche Musikforschung im deutschsprachigen Raum teil.

Mit einem Schwerpunkt auf Musiktheater hat er als Komponist an diversen namhaften Bühnen gearbeitet. 2018 wurde seine erste Oper „I.th.Ak.A.“ an der Hamburger Staatsoper uraufgeführt. 2019 komponierte er die Kinderoper „Die Schneekönigin“ für die Deutsche Oper Berlin (die Tischlerei) und das interdisziplinäre Theaterspektakel „Das Hamburger Menetekel“ für das deutsche Schauspielhaus Hamburg (große Bühne). 2020 komponierte er erneut für die Hamburger Staatsoper und für die Neuköllner Oper Berlin. 2024 wird seine Kinderoper „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ im Opernhaus Zürich uraufgeführt. Im Bereich der Konzertmusik komponierte er u.a. für das Ensemble Resonanz, l'Orchestre Philharmonique de Radio France, Melbourne Symphony Orchestra, Gaudeamus Muziekweek und aDevantgarde Festival. 

2015 erhielt er das Opernstipendium der Claussen-Simon-Stiftung, 2019 das Bach-Preis-Stipendium vom Senat der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und 2020 den Berliner Opernpreis der Neuköllner Oper. 2021 erhielt er einen Kompositionsauftrag von der Ernst von Siemens Musikstiftung, um ein neues Werk für die Neue Philharmonie München zu komponieren. 

 

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Dr. Jule Thiemann

Postdoc Plus-Alumna

Dr. Jule Thiemann ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitet an einem Postdoc-Projekt mit dem Titel „Von der Naturbeobachtung zum literarischen Text. Literatur- und Wissensgeschichte des Nature Journals“. In ihrer Forschung auf dem Gebiet des deutschsprachigen Nature Writing spürt sie der Genese einer Textsorte zwischen wissenschaftlicher Beobachtung und literarischem Schreiben nach. Ihre weiteren Forschungsschwerpunkte liegen in der Interkulturellen Literatur- und Medienwissenschaft, den Postmigration Studies und den Urban Humanities. Dr. Thiemann war Trägerin des Stipendiums „International Macquarie University Research Excellence Scholarship“ (2016-2019) der Macquarie University in Sydney und promovierte im Rahmen eines Joint-PhD-Programms an der Universität Hamburg und der Macquarie University zu Flanerie und Postmigration in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Sie war langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin (2013-2016; 2018-2020) an der Arbeitsstelle Interkulturelle Literatur- und Medienwissenschaft an der Universität Hamburg und ist Mitbegründerin des interdisziplinären Forschungsnetzwerks „Widerständige Praxen. Postmigration in Literatur, Medien und Sprache der Gegenwart“ an der Universität Hamburg. Forschungs- und Lehraufenthalte führten sie u.a. an die Macquarie University, Universität Istanbul und die Victoria University of Wellington in Neuseeland. Dr. Thiemann präsentierte ihre Forschung auf internationalen Konferenzen u.a. in Berlin, Berkeley, Canberra, Dublin, Istanbul, London, Melbourne, Prag und Warschau.

 

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Dr. Tobias Knuth

Postdoc Plus-Alumnus

Dr. Tobias Knuth erforscht die Anwendung von Data Mining und künstlicher Intelligenz an der Schnittstelle von Informatik, Statistik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften promovierte er 2014 bis 2018 an der Edinburgh Napier University in Schottland über die Frage, wie Verfahren des maschinellen Lernens zur Betrugsprävention im Online-Versandhandel eingesetzt werden können. Seine Forschungsergebnisse präsentierte er auf internationalen Konferenzen in den USA, Großbritannien und in den Niederlanden. Für seine Dissertation erhielt Dr. Knuth 2018 den Dr.-Heinz-Sebiger-Preis der DATEVStiftung Zukunft, welcher für herausragende Dissertationen im Bereich IT-Sicherheit und Digitalisierung vergeben wird.
Seit 2015 unterrichtet Dr. Knuth Fächer wie quantitative Forschungsmethoden, Statistik und Algorithmen an Hamburger Hochschulen; zudem organisiert er eine Interessengruppe zum Thema Data Science mit über 1000 Mitgliedern.
Von 2018 bis 2020 leitete er den Bereich Data Science eines jungen Unternehmens, das auf Vorhersagemodelle in der Automobillogistik spezialisiert ist. Dabei konzipierte und programmierte er ETL-Prozesse und Data-Mining-Modelle in der Cloud.
Derzeit forscht Dr. Knuth an der Frage, wie der zunehmenden Komplexität von KI-Anwendungen begegnet werden kann, um Entwicklern und Nutzern die Funktion und Auswirkungen automatisierter Systeme transparent zu machen.

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Dr. Noha Abdel-Hady

Postdoc Plus-Alumna

Dr. Noha Abdel-Hady, geb. 1985 in Hamburg, promovierte 2017 an der Akademie der Weltreligionen in Hamburg. An der Universität Hamburg studierte sie zuvor Islam-, Politik- und Religionswissenschaft. Durch ihre Promotion und der Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Weltreligionen, der Universität Hamburg und dem Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Familienrecht konnte sie ihre akademische Forschung vertiefen und interdisziplinär gestalten. Durch ihre langjährige Tätigkeit als Projektleitungsmitglied des Deutsch Evangelischen Kirchentags (DEKT) für das Podium „Muslime und Christen“, als auch durch ihr Engagement am Interreligiösen Frauennetzwerk, konnte sie desweiteren die theoretisch erworbenen Kompetenzen in eine praktische interreligiöse Netzwerkarbeit vertiefen und auf eine gesamtgesellschaftlichen Ebene übertragen. Neben der wissenschaftlichen Forschung bringt Dr. Abdel-Hady diverse paktische Erfahrungen im Bereich der interkulturellen Arbeit mit. Neben ihrer Arbeit als zertifizierte Mentoring- und Antidiskriminierungstrainerin war sie zuletzt als Projektkoordinatorin für ein Präventionsprojekt im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie Leben" der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration in Hamburg tätig. In Ihrem Postdoc-Projekt untersucht Dr. Abdel-Hady am Beispiel Ägyptens, wie sich das islamische Familienrecht in einer dynamischen Gesellschaft konstruiert. Hier soll sowohl die säkulare als auch die religiöse Diskussion im Mittelpunkt stehen. Auf transnationaler Ebene wird gefragt, welches Entwicklungs- bzw. Destabilisierungspotenzial genderspezifische Agenden für die Nahostregion bergen und welche Auswirkungen das auf die transnationalen Beziehungen der Nahoststaaten mit Europa hat.

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Dr. Marie Schölmerich

Postdoc Plus-Alumna

Dr. Marie Charlotte Schölmerich (geb. Weghoff) hat ihre Dissertation zum Thema „Physiology and bioenergetics of the thermophilic acetogen Thermoanaerobacter kivui and the rumen bacterium Pseudobutyrivibrio ruminis“ in der Abteilung für Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik an der Goethe-Universität Frankfurt am 28. Juni 2018 mit summa cum laude abgeschlossen. Ihre Forschungsergebnisse wurden bereits in mehreren hochrangigen Journalen publiziert und auf nationalen und internationalen Fachtagungen präsentiert. An der Universität Hamburg untersucht sie nun das Zusammenspiel urtümlicher Mikroorganismen mit Nanopartikeln, die den Bakterien neue Eigenschaften verleihen. Mehr Informationen sind auf der Seite der Abteilung für Mikrobiologie und Biotechnologie an der Universität Hamburg verfügbar.
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Dr. Ilhan Dögüs

Postdoc Plus-Alumnus

Dr. Ilhan Dögüs (geboren in 1983, in Elbistan, Türkei) hat seine kumulative Doktorarbeit „Essays on financialisation, market concentration and wage dispersion” im November 2017 an der Universität Hamburg mit „magna cum laude“ verteidigt. Er hat schon zwei Publikationen in internationalen Fachzeitschriften. Während seiner Tätigkeit am Fachbereich Sozialökonomie als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat Dr. Dögüs die Vorlesung „Wachstum und Verteilung“ und Übungen für „Grundkurs für VWL“ angeboten und bei fast zehn internationalen wissenschaftlichen Konferenzen und Workshops Vorträge gehalten. Seine Forschungsthemen sind Lohnspreizung, Marktkonzentration und Finanzialisierung. Mehr Informationen gibt es auf der Seite des Fachbereichs der Universität Hamburg.

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Dr. Nataliya Chukhrova

Postdoc Plus-Alumna

Nataliya Chukhrova stammt aus dem südlichen Teil Russlands, dem Nordkaukasus, gelegen zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Sie hat ein Germanistik-Studium mit Nebenfach Anglistik mit Auszeichnung abgeschlossen und ist im Anschluss nach Hamburg gekommen, um Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg zu studieren. Dieses Studium absolvierte sie als Jahrgangsbeste und arbeitete anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Statistik und Ökonometrie an der Fakultät für Betriebswirtschaft gearbeitet. Promoviert zum Dr. rer. pol. wurde sie zu einem Thema aus der statistischen Testtheorie/Theorie der unscharfen Mengen mit Anwendungen in der statistischen Qualitätssicherung. Nach erfolgreichem Abschluss der Promotion widmete sie sich primär dem Verfassen und Veröffentlichen wissenschaftlicher Artikel in international renommierten Fachzeitschriften . Als Post-Doktorandin am Lehrstuhl für Mathematik und Statistik an der Universität Hamburg wurde sie von der Fakultät für Betriebswirtschaft über ein Postdoc-Stipendium unterstützt und von der Claussen-Simon-Stiftung in das Postdoc-Plus Stipendienprogramm aufgenommen. Ihr Forschungsinteresse gilt vor allem dem breiten Feld des Soft Computing, insbesondere Fuzzy Statistics, Fuzzy Hypothesis Testing und Machine Learning, mit Anwendungen in den Bereichen Versicherung und Finanzen, der Prozess-/Qualitätskontrolle sowie der Gesundheitsökonomie. Derzeit forscht sie an neuen Prozesskontrollkarten für den sog. high-yield-Bereich, der aktuell in der industriellen Qualitätskontrolle und in der Gesundheitsüberwachung immer mehr an Bedeutung gewinnt.

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Dr. Tim Ziemer

Postdoc Plus-Alumnus

Bereits vor der Entwicklung der verbalen Kommunikation diente das Gehör der räumlichen Orientierung. Diese evolutionsbiologische Beziehung des Gehörs zur Räumlichkeitswahnehmung prägt maßgeblich den Aufbau und die Funktionsweise des Gehörs, und den Zusammenhang zwischen physikalischem Schall (Akustik) und Klangwahrnehmung (Psychologie), die so-genannte Psychoakustik. Aspekte der Räumlichkeit findet sich in vielen Facetten der Musik wieder. Sie ziehen sich durch die Tradition der Kompositions- und Aufführungspraxis, die Geschichte des Musikinstrumentenbaus, und die Entwicklung von Lautsprechersystemen und Audiokodierungen. Dr. Tim Ziemer erforscht diesen Zusammenhang durch die Entwicklung psychoakustischer Audiotechnologie, wie Sonifikation für Navigation, Wellenfeldsynthese für Musikwiedergabe und Musikanalyse (Music Information Retrieval) in der Musikwissenschaft der Universität Hamburg und dem interdisziplinären Bremen Spatial Cognition Center der Universität Bremen. Erst durch die technische Anwendung der Psychoakustik lassen sich Zusammenhänge zwischen Akustik und Psychologie unter natürlichen Bedingungen analysieren; mit Musik, anstelle von künstlichen Testsignalen unter Laborbedingungen. Ein Großteil künstlerischer und technischer Meilensteine in der Musikgeschichte lässt sich anhand der Psychoakustik erklären, wie die Weiterentwicklung vom Cembalo zum Konzertflügel, die Umorientierung vom polyphonen Barock zur harmonischen Romantik und die Erweiterung von Stereo zu immersiven Lautsprechersystemen.

Informationen zu Tim Ziemers Forschungsaktivitäten, einige Klangbeispiele und viele Publikationen sind im Internet zu finden.

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Dr. Michael Zerjadtke

Postdoc Plus-Alumnus

Stereotype Bilder fremder Völker existieren bereits solange es Literatur gibt. Ihre Deutung ist jedoch insbesondere seit den letzten 100 Jahren erheblichen Schwankungen unterworfen. Dem naiven Quellenvertrauen des Positivismus folgte im Zuge des linguistic turn mit Verspätung auch die Geschichtswissenschaft. Diskursanalyse und Dekonstruktivismus ermöglichten neue Perspektiven auf die antiken Texte, erschütterten jedoch das Vertrauen in ihre Glaubwürdigkeit nachhaltig. Insbesondere die Beschreibungen fremder Völker durch Griechen und Römer werden als zweifelhaft angesehen und häufig werden die jeweiligen Diskurse mit der impliziten Annahme analysiert, die Aussagen hätten keinerlei Bezug zur historischen Realität, sondern würden ausschließlich bestimmte Stereotype wiedergeben. Im Falle fremder Völker ist dieser Vorwurf besonders kritisch, da diese Gesellschaften zumeist keine eigenen Schriftquellen hinterlassen haben und die griechischen und römischen Werke daher die einzigen Informationsquellen über ihr Funktionieren darstellen. In der Forschung ist es opinio communis, dass häufig erwähnte Merkmale bestimmter Völker, sogenannte Topoi, aus Theorien über die Auswirkungen des Klimas auf die Menschen oder verallgemeinerten negativen Barbarenbildern abgeleitet sind. Analysen von Topoi bestätigen jedoch gelegentlich die tendenzielle Richtigkeit, wobei die Kerninhalte in den meisten Fällen zusätzlich mit Wertungen oder ethischen Erklärungen verbunden sind. Topoi sind somit keineswegs zwingend falsch, sondern können durchaus historisch korrekte Informationen über fremde Völker enthalten. Im Rahmen meines Projektes möchte ich darstellen, wie Erfahrungen aus der Interaktion mit fremden Völkern zur Entstehung von Stereotypen führen können. Bereits in der Deutung von kulturellen Eigenheiten entstehen häufig Missverständnisse, die wiederum zu negativ konnotierten Verallgemeinerungen führen. Durch wiederholte Bestätigung der kulturellen Eigenheit entstehen Stereotype, die Eingang in das kollektive Gedächtnis der antiken Gesellschaft finden. Historiographen griffen bei der fiktionalisierenden Ausgestaltung ihrer Werke wiederum auf diese Stereotype zurück, wodurch sie wiederum perpetuiert wurden. (Mehr Information auf der Seite der Universität Hamburg und auf  www.michael-zerjadtke.de ).